«Arcadia» – 2. ReRenaissance-Festival - Andere - Seite 139
Der spanische Komponist, Dichter und Dramatiker Juan del
Encina (1468–1530) war der erste, der Vergils Eklogen ins Spanische übersetzte (Salamanca, 1496), und wurde damit zum
ersten Dichter, der solche pastoralen Dialoge in Spanien verfasste, wodurch er den Massstab für das weltliche spanische
Drama setzte. Die italienische Renaissance-Pastoralliteratur
und ihr Einfluss erreichten später die iberische Halbinsel mit
der Übersetzung von Jacopo Sannazaros Gedicht Arcadia im
Jahr 1547 (übersetzt von Diego de Salazar, Toledo), und die
Vermischung spanischer und italienischer Stile prägte die
iberische Musiklandschaft im Laufe des Jahrhunderts. Dieses Programm lädt das Publikum ein, auf eine Reise durch
die Einführung des pastoralen Stils mit Juan del Encina am
kastilischen Hof bis zur Einführung des italienischen Stils
(mit Sannazaro und dem spanischen Hof in Neapel) zu gehen,
durch eine Vielzahl literarischer Themen und musikalischer
Manuskripte, die zwischen ca. 1490–1570 kopiert wurden.
En la mañana: Unsere Reise beginnt im Morgengrauen, mit
dem Aufgehen der Sonne und dem Gesang der Hähne; ein
Liebender muss aufbrechen, bevor der Tag vollends anbricht.
Ein uraltes Thema verbotener Liebe, Süsse und doch die Traurigkeit des bevorstehenden Abschieds, kontrastiert mit der
Schönheit der erwachenden Natur.
Vámonos al aldea: «Lasst uns nun ins Dorf hinabsteigen, wo
wir die Schönheit Juanillas sowie die umgebende Natur bewundern können.» Francisco Guerrero (1528–1599, Sevilla), ein
Komponist, Sänger und Priester sowie Schüler von Cristóbal
de Morales, eröffnet mit Fresco y claro arroyuelo eine reiche
Beschreibung eines klaren, frischen Bächleins, gesäumt von
Blumen, Grün und Schönheit, das dem Dichter als Vertrauter
dient, der nach seiner Liebe sucht. Das Cancionero de Elvas ist
eine von nur vier erhaltenen Quellen portugiesischer weltlicher Polyphonie des 16. Jahrhunderts, mit Texten auf Spanisch
137